How to Ikigai

Leider gibt es keinen präzisen 5-Schritte-Plan, dem du folgen kannst um dein Ikigai zu finden. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Suche nach dem Ikigai nicht nur kopfgesteuert funktioniert. Sie hat viel mit Selbsterkenntnis, Gefühl und Intuition zu tun und diese Dinge brauchen Zeit. Wenn du dich weitergehend mit dem Thema beschäftigst, dann wirst du feststellen, dass viele Autoren einen konkreten Ansatz komplett vermeiden. Sie bewegen sich dann lieber auf einer Meta-Ebene und nutzen die Lebensgeschichten anderer Menschen als Beispiel.
Für meine Arbeit war es immer wichtig, möglichst konkret zu arbeiten. Daher habe ich die wichtigsten Ansätze und Ideen aus meiner Arbeit zu dieser „Anleitung“ zusammengestellt.
Das Ikigai stellt die Schnittmenge aus den folgenden Punkten dar:
- Das, was du liebst
- Das, worin du gut bist
- Das, was die Welt braucht
- Das, womit du Geld verdienen kannst
Zu jedem der Punkte findest du eine eigene Seite. Auf den Seiten sind Fragen und Tipps zu finden, mit denen du deine persönliche Antwort auf die Fragestellung finden kannst. Bitte schau dir die Seiten in der vorgegebenen Reihenfolge an.
Du wirst die Seiten nicht an einem Tag abarbeiten können. Viele Fragen müssen sacken und oft wirst du ein wenig länger brauchen, bis du befriedigende Antworten gefunden hast. Es geht nicht darum schnell fertig zu werden. Es ist kein Test. Es gibt keine Zeitvorgabe und kein richtig oder falsch. Aber je besser deine Antworten sind, desto besser wird dein Ikigai.
Solltest du die Fragestellungen als schwierig empfinden, dann findest du hier ein paar Tipps für die Beantwortung der Fragen und hier ein paar Ideen um Struktur zu schaffen.
Wie geht es dann weiter?
Nachdem du alle Antworten gefunden und sie priorisiert hast, geht es darum die Schnittmenge zu bilden. Was ist also das Ikigai? Was ist die Tätigkeit bzw. der Lebensinhalt der alle Bereiche bedient und abdeckt?
Wie so oft, gibt es an dieser Stelle keine perfekte Anleitung, der du folgen könntest.
Meine Empfehlung ist, dass du die wichtigsten drei oder vier Inhalte aus jedem Bereich nimmst und sie dir aufschreibst. Vielleicht notierst du sie dir auf einzelnen Zettel die du hin- und herschieben kannst. Oder du nimmst ein großes Blatt, schreibst die Punkte auf und malst ein Bild darum. Vielleicht verzierst du sie auch einfach mit Emojis oder Symbolen. Wichtig ist nur, dass du dich kreativ mit ihnen beschäftigst und es dir Spaß macht.
Mit welcher Tätigkeit kannst du diese Punkte unter einen Hut bringen? Meist kann man dazu keine schnelle, rationale Antwort finden. Wenn du also nicht sofort eine Antwort findest, dann ist das nicht schlimm. Lass das Ganze einfach ein paar Tage sacken und schau dir die Punkte jeden Tag an. Du wirst feststellen, dass dein Unterbewusstsein sich dann mit der Frage beschäftigt.
Wenn du gar nicht weiter kommst, dann kannst du auch mit anderen über das Thema sprechen, aber lass dich nicht von ihnen beeinflussen – schließlich geht es um DEIN Ikigai. Das Beste ist, wenn du vorher mit ihnen vereinbarst, dass sie die nur Fragen stellen dürfen. Erzähl ihnen also ruhig alles, was du so über dich gelernt hast und was dir wichtig ist. Danach darf dein Gesprächspartner dir dann Fragen dazu stellen. Dadurch wirst du nicht so sehr beeinflusst, bekommst aber trotzdem neue Impuls und Denkanstöße.
Damit das alles nicht zu komplex wird, würde ich dir empfehlen mit der Hälfte anzufangen.
Das halbe Ikigai
„Das halbe Ikigai?“ fragst du dich vielleicht gerade „Was soll das denn?“. Nun, der erste Schritt ist, dass du herausfindest, was du liebst. Das, was du liebst gibt auf jeden Fall ein gutes Hobby ab. Wenn du das, was du liebst, aber auch gut kannst, dann kann das schnell mehr als ein Hobby werden. Das heißt, wenn du dir die Schnittmenge von dem was du liebst und dem was du gut kannst, anschaust, dann sind die dort enthaltenen Punkte deine Passion. Sollte sich da noch keine Schnittmenge bilden, dann kann es durchaus auch sein, dass du etwas, was du liebst erst besser lernen musst um es zu deiner Passion zu machen.
Diese Passion(en) werden auch gerne als „das halbe Ikigai“ bezeichnet. Sie wird deswegen so genannt, weil sie dein Leben erfüllen kann, ohne das gesamte Ikigai abzubilden. In vielen Fällen kann man diese Passion ausleben und mit einem anderen Job sein Geld verdienen. Wenn du es beispielsweise liebst zu segeln, dann könnte das deine Passion sein. Um diese Passion zu finanzieren könntest du einen anderen Beruf ausüben, der dir Geld in die Kassen spült und der Welt hilft. So lange der Beruf dir Spaß macht, dann kann so eine Kombination durchaus gut sein.
Aber es kann auch sein, dass aus deiner Passion später dein Ikigai wird, auch wenn dir das noch nicht bewusst ist. Ein schönes Beispiel dafür sind die YouTuber unserer Zeit. Viele von ihnen liebten es Filme zu produzieren. Das haben sie anfangs nicht gut gemacht, aber sie haben sich eingearbeitet. Damit liebten sie es und sie waren gut darin. Nun war es ihre Passion. Und da sie zur passenden Zeit auf der Welt waren, konnten sie damit die Welt unterhalten und dadurch auch Geld verdienen. MontanaBlack ist hierfür ein gutes Beispiel. Seiner Biografie ist zu entnehmen, dass er erst sehr einfache Videos von seiner Playstation hochgeladen hat. Er fand das faszinierend, wurde besser darin, professionalisierte die Produktion und ist nun einer der größten deutschen Content Producer, hat Angestellte, unterhält Menschen und hat ein gutes Auskommen.
Langer Rede, kurzer Sinn: Schau dir an, was du liebst und was du gut kannst und finde die Überschneidungen. Wenn du die gefunden hast, dann hast du deine Passion. Damit machen wir jetzt weiter. Die Passion kombinierst du mit mit einem weiteren Bereich.
Das 75%ige Ikigai
Üblicherweise arbeite ich mit meinen Coachees jetzt so weiter, dass ich die Gemeinsamkeiten der Passion und dem was die Welt braucht herausarbeite. Das kann eine Vorgehensweise sein, wenn jemand schon einen Job hat mit dem er Geld verdient oder andere Einnahmequellen hat. Wenn jemand andere Einnahmequellen hat, dann ergibt sich mit den 75% schon ein gutes Ikigai. Man tut etwas, was man liebt, gut kann und was die Welt braucht. Das ist schon eine schöne Kombination. Wenn du also zu den Menschen gehörst die mit ihrem Ikigai (noch) kein Geld verdienen müssen, dann ist das eine gute Vorgehensweise. Nur bitte vergiss nicht, dass du für deine Tätigkeit etwas zurückbekommen solltest. Sonst kommt es zu einem Ungleichgewicht. Wenn du also kein Geld bekommst, dann solltest du zumindest einen Weg finden auf dem deine Welt dir etwas anderes zurückgeben kann. Das kann Dankbarkeit, ein Lächeln oder anderes sein.
Solltest du in der glücklichen Situation sein, kein Geld verdienen zu müssen, dann kann diese 75%-Lösung für dich schon das komplette Ikigai sein.
Das andere 75%ige Ikigai
Natürlich kannst du deine Passion auch mit dem, womit du Geld verdienen kannst, kombinieren. Dann ergibt sich eine Tätigkeit, die du liebst, gut kannst und mit der du Geld verdienst. Hört sich eigentlich toll an, oder? Ich habe allerdings öfter Menschen im Coaching, die genau so leben und das dann irgendwann als „leer“ empfinden. Das liegt daran, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Wir wollen Teil eines größeren sozialen Gefüges sein, uns dort eingebunden fühlen und der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Das trifft vielleicht nicht auf alle Menschen zu, aber meiner Erfahrung nach auf die meisten. Stell dir beispielsweise vor, du verdienst dein Geld von zuhause als Aktienhändler. Das kannst du vielleicht gut, liebst es und kannst viel Geld damit verdienen. Allerdings ist es nichts, was die Welt braucht, weil du losgelöst von der restlichen Welt agierst. Viele private Aktienhändler haben daher beispielsweise eigene YouTube-Kanäle gestartet in denen sie anderen Menschen Tipps geben. Damit kompensieren sie den fehlenden, letzten Bereichs. Alternativ kannst du dich beispielsweise aber auch sozial engagieren. Entweder machst du das persönlich oder du spendest einen Teil deiner Verdienste so, dass du siehst was damit passiert.
Das komplette Ikigai
Die eigentliche Idee des Ikigais ist, dass du eine Gemeinsamkeit aus allen vier Bereichen herausarbeitest, die dann dein Leben mit Sinn erfüllt. Daher solltest du die 75%-Lösung, die du schon erarbeitet hast, nun noch mit dem letzten Bereich kombinieren um dein vollständiges Ikigai zu erhalten.
Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche und auf deinem Weg. Aber denk immer daran, dass es DEIN Ikigai ist. Niemand anderes kann darüber urteilen, weil niemand anderes dein bisheriges Leben gelebt, deine Werte, deine Gene, deine Eltern und deine Geschichte hat. Außer dir ist niemand du.